Zollkrise: Rechtliche Maßnahmen und Vertragsanpassungen für Unternehmen
Seit Anfang April bringt die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump Unsicherheiten und Unruhe in die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union (EU). Obgleich temporäre Zollerhöhungen am 9. April wieder zurückgenommen wurden, bleibt die Entwicklung der Zollsituation ungewiss. Vor diesem Hintergrund wird Unternehmen, die transatlantisch tätig sind, dringend geraten, ihre bestehenden Lieferverträge auf mögliche Auswirkungen von Zollgebühren zu prüfen.
Nils Kupka, ein erfahrener Rechtsanwalt der internationalen Kanzlei Gowling WLG, empfiehlt als ersten Schritt, alle Geschäftsbeziehungen zur USA systematisch aufzulisten. Das bedeutet, Lieferverträge entlang der gesamten Lieferkette zu analysieren. Diese Vorabüberlegung ist essenziell, da nicht nur direkte Lieferbeziehungen betroffen sind. Wenn Dritte, die noch in der Lieferkette stehen, von Zöllen betroffen sind, besteht die Möglichkeit, dass diese Mehrkosten an Ihr Unternehmen weitergegeben werden, was zu einer finanziellen Belastung führen kann.
Ein weiterer Schritt in diesem Prozess ist die sorgfältige Prüfung bestehender Lieferverträge auf Klauseln, die Zollfragen regeln. Dazu gehören die sogenannten Incoterms, die die Verantwortung zwischen Käufer und Verkäufer klären. Diese Bestimmungen sind entscheidend, um zu verstehen, wer für die Zahlung der Zollgebühren verantwortlich ist und unter welchen Bedingungen Vertragsänderungen vorgenommen werden können.
In der aktuellen Situation sollten Unternehmen zudem prüfen, ob Klauseln wie „Force Majeure“ oder „Hardship“ etabliert sind. Diese könnten unter bestimmten Bedingungen hilfreich sein, um sich von den finanziellen Auswirkungen der Zölle zu befreien oder um die Vertragsbedingungen neu zu verhandeln. Die Realisierung solcher Optionen ist jedoch von den individuellen Vertragsbedingungen und der Marktsituation abhängig.
Abschließend muss kein Unternehmer darauf hoffen, dass die Zollproblematik von selbst verschwindet. Eine klare, strategische Herangehensweise an die Vertragsgestaltung und -anpassung ist unerlässlich, um das eigene Unternehmen abzusichern und vor unvorhergesehenen Kosten zu schützen.
Zusammenfassung
– Unternehmen sollten alle Geschäftsbeziehungen zur USA und relevante Lieferverträge auf Zollfragen prüfen.
– Incoterms und spezifische Klauseln im Vertrag sind entscheidend für die Verteilung von Zollgebühren und möglichen Anpassungen.
– Eine klare, strategische Vertragsgestaltung ist notwendig, um das Unternehmen gegen unvorhersehbare Kosten abzusichern.
Was Vertriebsprofis wissen sollten
Vertriebsprofis müssen die aktuellen Zollregulierungen und deren mögliche Auswirkungen auf die eigenen Verträge und Geschäftsbeziehungen ernst nehmen. Ein tiefes Verständnis für die bestehenden Lieferverträge und deren Klauseln ist entscheidend, um proaktive Schritte einzuleiten, die möglicherweise die finanzielle Belastung durch Zölle mindern können. Vertriebsprofis sind hier nicht nur in der Rolle der Verkaufsförderung, sondern auch als strategische Partner gefragt, die eine Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Verträge aktiv anstoßen sollten.
Langfristig bedeutet dies, dass Unternehmen nun verstärkt darauf achten sollten, wie sie zukünftige Lieferverträge gestalten, um in einer dynamischen und unsicheren Handelsumgebung bestehen zu können. Die präzise Verhandlung über Klauseln, die mögliche Zölle und deren Folgen regeln, kann der Schlüssel zur Aufrechterhaltung einer stabilen Geschäftsbeziehung und zur Minimierung finanzieller Risiken sein.
Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag Zollkrise: Was du rechtlich jetzt wissen und tun solltest
Quelle: Impulse
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